Der Schlaf von Maria ist dieser Tage stark gestört. Es steht eine berufliche Veränderung als Möglichkeit im Raum und diese Option, deren Inanspruchnahmemöglichkeit noch nicht mal abgemachte Sache ist, lässt ihr Hirn kräftig drauf rum kauen. Ich stehe ihr mit Rat und Meinung zur Seite. Mehr kann ich nicht tun. Beim Abendbrot will sie von mir die Zusage erzwingen, dass ich jede ihrer Entscheidungen akzeptieren und mittragen werde. »Nicht, wenn ausschließlich Angst der Grund für deine Entscheidung ist«, antworte ich.
Am Vormittag schreibt mir mein Bruder nach längerer Zeit mal wieder. Er hat entdeckt, dass die Pixies im kommenden Jahr anlässlich des 40. Gründungsjubiläums (sic!) eine kleine Europatour machen werden. Einer von drei deutschen Spielorten wird dabei meine geliebte kleine Parkbühne in Leipzig sein. Nun haben wir beide Karten für diese Veranstaltung bestellt. Meine geliebte kleine Band „Pixies“ wird also auf meiner geliebten kleinen Parkbühne spielen. Da hat man doch schon wieder etwas, worauf man sich im kommenden Jahr freuen kann. Bei der Gelegenheit haben mein Bruder und ich gleich noch geklärt, wie wir mit Dyn und der neuen Bundesligasaison weitermachen. Das teilten wir uns bislang, um deutschen Basketball schauen zu können. Deutschen Handball, Hockey, Volleyball und Tischtennis schauen wir dort hingegen nicht. Wir lamentieren über den Preis, darüber, dass wir kaum zum Schauen der Spiele kommen und denken, dass es doch für Dyn wirtschaftlich besser wäre, wenn sie die Sportarten einzeln verkaufen und dann nur 10-12 € im Monat verlangen würden. Dann würden das viel mehr Menschen nutzen. Am Ende buchen wir die neue Saison trotzdem wieder für 20,-€ im Monat. Finde den Fehler…
Mit neuen Hobbies kommen immer auch neue Interessen. Während ich derzeit jeden Abend eine bis eineinhalb Stunden mit sichtbaren Erfolgen an meinen Dartskills arbeite, beginnt auch mein Interesse an Dartübertragungen in den Medien zu wachsen. Ich habe festgestellt, dass praktisch jede Woche irgendwo all die Stars unterwegs sind, die man sich sonst nur zur Weihnachtszeit während der WM auf Sport 1 angesehen hat. Ich beobachte Bewegungsabläufe, begutachte die verschiedenen Formen, Größen und Stile der Profipfeile und frage mich, wie das wohl so ist, in diesem Wanderzirkus zu leben und sein Geld mit Darts spielen zu verdienen, komme aber zu keinem Ergebnis. Vor einigen Tagen hat in Ungarn der Deutsche Niko Springer die halbe Weltspitze besiegt und ein Turnier gewonnen. Dafür gab es rund 30.000,-€ Preisgeld. Hätte ich nie mitbekommen, hätte ich nicht angefangen, Dart zu spielen. Memo: Auf Pluto.TV und Youtube gibt es regelmäßig kostenlose Live-Übertragungen.
Wenn mir in den letzten Tagen etwas aufgefallen ist, dann wie sehr sich Lisbeth in der Schule anstrengt. Wie sie auf einmal zielstrebig und vernünftig jeden Tag was für die Schule macht, als hätte es die Grundschulzeit nie gegeben. Wie sie Ehrgeiz entwickelt. Hannah ist schon immer ergeizig und bei aller Bernd das Brot-haftigkeit, die die Wirren der Pubertät ihr aktuell bescheren, bleibt sie weiter zielstrebig in der Schule und opfert sogar ihr Volleyballtraining den steigenden Anforderungen der siebten Klasse. Ich weiß in beiden Fällen nicht, ob ich das ausnahmslos gut finde…
Apropos Bernd das Brot. Der hatte in der Sendung von John Oliver einen großen Auftritt. John Oliver verwechsele ich immer mit Steve Colbert, also dem, dessen Sendung (mindestens auch) auf Druck des Trump-Regimes enden wird. Bei Jimmy Kimmel hat das nun nicht (schon wieder) geklappt. Mir zeigt das auch, was für eine Macht jeder Einzelne von uns mit seinen Konsumentscheidungen in unseren westlichen Gesellschaften auszuüben vermag. Vielleicht ist die Konsumentscheidung sogar ähnlich mächtig, wie die eigene Wählerstimme. Falls nicht, dann aber in jedem Fall mächtiger als die Teilnahme an einer Demonstration.
Heute ist „die Cardinale“ gestorben. Als ich mit elf oder zwölf Jahren zum ersten Mal „Spiel mir das Lied vom Tod“ gesehen habe, war sie mein erster veritabler Star-Crush. Das der Drehzeitpunkt dieses Films ungefähr ein Jahrzehnt vor meiner Geburt lag, war mir egal. Hier wurde sie in ihren Zwanzigern auf Zelluloid gebannt und ich war sehr verliebt. Das faible für starke, aber zugleich feminine Gesichter (brünetter Frauen) ist bis heute geblieben.
Die Zeiten, in denen wir Leben, zusammengefasst in einem Screenshot einer KI-Zusammenfassung eines Artikels der „Süddeutschen“:
Ein Freund von mir hat vor ungefähr fünf oder sechs Jahren eine neue Frau gefunden und die wollte er jetzt heiraten, was in seinem Bekanntenkreis allgemein ausschließlich begrüßt wurde, soweit ich das überblicke. Der Polterabend am vergangenen Freitag sollte gleichzeitig die abschließende große Feier zu diesem Anlass sein. Weitere Hochzeitsfeierlichkeiten waren nicht geplant. Alle Gäste wurden mit einem Dresscode bzw. Motto konfrontiert. Nun bin ich absolut kein Fan von Verkleidungen, aber mit diesem Motto konnte ich rückblickend sehr gut leben.
Es wurde ein ehemalige Halle eines großen Blumenhandels im Stil der 1920er-Jahre dekoriert und alle sollten entsprechend gekleidet erscheinen. Das funktionierte sehr gut, sah in der Masse super aus und machte, zumindest mir, viel Spaß. Hatte „Babylon Berlin“-Vibes. Es wurden Paar- und Gruppenfotos vor Palmen und einem Oldtimer aus der Zeit geschossen. Da ich mal mit meinem Motorrad beim „Distinguished Gentlemans Ride“ mitgemacht hatte, hatte ich die gewünschte Kleidung schon da. Schiebermütze, Tweetweste, Taschenuhrkette, silberne Fliege. Nur meine Anzugshosen passten nicht mehr. Alle beide. Es waren einige Freunde da, einige Bekannte, viel Familie und viele Fremde. Die Band kannte ich auch und die hatten extra für den Abend ihr Repertoire teilweise auch in Swing-Varianten umgewandelt. Wie das so ist, gab es einige Programmpunkte und viele Überraschungen durch die anwesenden Gäste. Da viele meiner Freunde sehr kreativ sind, war auch das schön kurzweilig. Ich trank Bier und „White Russian“, zügelte mich aber trotz guter Laune, da am Freitag noch Arbeit wartete. An diesen Polterabend werde ich mich gerne erinnern, da er mich irgendwo auch an die Hochzeit von Maria und mir erinnerte, die in einem ähnlich entspannt-herzlichen Umfeld stattfand und auch sehr sehr schön war.
Am Freitag nach dem Weckerklingeln war ich trotz aller Mäßigungen doch sehr froh, den Tag im Homeoffice verbringen zu können, obgleich die Telefonate an diesem Tag, fast wie zu erwarten, von der besonders nervenzehrenden Sorte waren. Ich machte zeitig Feierabend, um am Nachmittag das Ausschlafen nachholen zu können. Hinterher war ich dann wieder einigermaßen fit. Den Abend verbrachte ich im dann Zuschauerbereich der dörflichen Dartanlagen. Ligaspiel der ersten Mannschaft. Das war gleich mal spannender als Ally Pally. Dart ist ja im Grunde ein ewiges Elfmeterschießen, dass hier von unserem und dem benachbartem Dorf mit einer gesunden Mischung aus Anspruch und Spaß betrieben wurde. Nach mehr als drei Stunden Dartsport, fast zwei Dutzend an gespielten Einzeln und Doppeln, die zum Teil auch schon auf Messers Schneide entschieden wurden, kumulierte das alles in einem unbedingt zu verwandelnden Wurf vom jüngsten Teammitglied auf die Doppel-16, der darüber entscheiden sollte, ob unser Dorf gewinnt oder man sich unentschieden voneinander trennt. Nach diesem Dartmarathon, diesem dreistündigen Dauerfokus flirrte die Luft. Unser Karli atmete zweimal stoßartig aus und durch, warf … und traf ganz knapp ins untere linke Eck des Doppel-16-Feldes. Direkt im Anschluss explodierte der Raum.
Dann Samstag. Maria war gebeten worden, Fotos von der Trauung zu machen, da man einfach nur natürliche Fotos haben wollte und keinen gestellten, kitschigen Hochzeitsfotografenkram. Sie hatte zugesagt, war aber sehr aufgeregt. Lisbeth und ich fuhren zur moralischen und eventuellen technischen Unterstützung mit. Außerdem auch zur Koordination der Leute und für das Freihalten eines Parkplatzes für die künftige Braut. Als das alles erledigt war, landeten Lisbeth und ich dann doch noch mit in der Zeremonie, die eigentlich nur für die engste Familie und Trauzeugen vorgesehen war. Maria war schnell in ihrem Fotografenelement, auch wenn ihr bei 30° die Brille beschlug vor lauter Stress und Schweißbildung. Direkt nach der sehr lockeren Trauung mit Musikeinlagen der Patchworkkinder gab es noch einen kleinen Sektempfang im Grünen. Direkt danach flog das frisch vermählte Paar in die Flitterwochen. Passt zu ihnen, also passte das so.
Zuhause blieb noch Zeit für einen Snack und einen Mittagsschlaf, dann wurde der Mädelskinoabend von Hannah vorbereitet und bekocht, dann brachte ich Lisbeth zur Übernachtung zu ihrer Freundin Mia, dann holte ich Maria ab und wir fuhren nach Leipzig. Dort war einiger Stau wegen verschiedener Bautätigkeit und Heimspiel von RB Leipzig, was Zeit kostete. Zum Fußball wollten wir aber nicht, sondern noch einen Happen essen und landeten in einem veganen asiatischen Restaurant unweit des Clara(-Zetkin)-Parks. Das war sehr lecker. Ich aß eine sehr gut gefälschte knusprige Ente in einer sehr leckeren, sehr scharfen asiatischen Soße. Maria aß Ramen. Zusammen teilten wir uns eine Sushi-Platte. Dazu gab es hausgemachte Limonaden. Wenn einen der Kellner aber, trotz vorhandenem Kartenlesegerät, höflich und bestimmt in eine Paypal-Zahlung seiner Rechnung quatscht, weil man kein Bargeld mit hat, könnte das an der fehlenden Bereitschaft liegen, seinen steuerlich Anteil am Gemeinwohl leisten zu wollen. Mag ich nicht, andererseits ist der Leipziger Gastromarkt sicher auch sehr umkämpft. Dann ging es noch ein Stück durch den Park auf direktem Weg zur Parbühne. Vor dem Eingang, hinter den zwei Bierwagen hatten schon einige Studentengruppen und Familien ihre Picknickdecken ausgebreitet, um von dort aus der Musik zu lauschen. Wir hatten Karten, seit sie mir Maria zum Geburtstag schenkte und gingen rein.
„Tocotronic“, Hamburger Schule, Diskurs-Rock, dies das. Auf alle Fälle eine Band von meiner Bucketlist der unbedingt noch zu besuchenden Bands. Eine, mit der ich in den späten 90ern und frühen Nullerjahren noch garnicht so viel anfangen konnte, was sich aber mit der Zeit ganz langsam aber beständig wandelte. Daran Schuld waren hauptsächlich die Texte, die Haltung hatten und/oder gut und interpetierbar waren. Das war schön für den Kopf, hymnenhaft und aus heutiger Sicht oft auch zeitlos. Auch die Musik entwickelte sich. Also das musikalische Vermögen und damit der Wiedererkennungswert, die Eigenständigkeit der Band. Das wollte ich dann irgendwann in meinem musikalischen Alltag nicht mehr missen und eben auch mal live sehen. Heute war es soweit. Nach der Vorband „Frau Lehmann“ aus Leipzig (zuerst originell nöhlig, auf Dauer aber auch zu eintönig leiernd) kamen die Herren auf die Bühne. Wie erwartet mischte man Songs des aktuellen Albums „Golden Years“ mit den größten Hits, während derer der größte Teil des Publikums die eigene Jugend heraufbeschwor und lautstark mitsang. Wobei es gerade diese älteren Hymnen waren, die von Lowtzow heute an stimmliche Grenzen brachten. Immer wenn er laut und aggressiv klingen wollte, klang er eher wie ein knödelnder Frosch. Stark war er aber in den Teilen und Songs, wo er seine ruhige, ganz normale Singstimme auspacken konnte. War auch das Tourende… wer weiß. Als Stoiker und Kantianer mag ich den Song „Pure Vernunft darf niemals siegen“ mit am liebsten. Der kam heute nicht, aber dafür gefühlt jeder andere Hit. Ich hatte einen schönen Abend und habe nun einen weiteren Haken an der Bucketlist. Maria ist noch mehr Fan und hatte daher sogar noch mehr Spaß als ich.
Die gestrige Trauerfeier für Charlie Kirk stank nach Reichskristallnacht und gequirltem Hirn. Extrem gruselig…
Heute ging ich in der Mittagspause raus in die Stadt, um meinen Appetit nach Süßwaren zu decken. Unterdessen fiel mir ein, dass ich am morgigen Mittwoch nicht wie geplant nach der Arbeit zum Friseur würde gehen können, da dort schon ein anderer Termin wartete und dann fiel mir ein, dass ich schon am Donnerstag eine Frisur würde brauchen müssen. Das brachte mich dazu, kurzentschlossen in meiner Mittagspause zu meinem Barbier zu gehen, obwohl ich eigentlich keine Zeit dafür hatte.
Der Barbier war leer, es saß lediglich ein ca. 11-13jähriger Junge im Barbierstuhl, dessen Frisur augenscheinlich schon weit vorangeschritten war. Der Barbier und der Junge unterhielten sich ausgelassen in einer weichen Sprache, die kein arabisch war und mich auf persisch tippen ließ. Der Barbier gab sich extra viel Mühe mit dem Jungen und so wurde ich immer unruhiger auf meinem Warteplatz. Irgendwann kam dann die Mutter des Jungen zur Tür rein und auch sie unterhielt sich noch ausgiebig mit dem Barbier, bevor dann bezahlt wurde und ich dran war.
Meine Unruhe war nicht unbemerkt geblieben. Der Barbier entschuldigte sich ausgiebig für die Wartezeit. Es handele sich bei der Frau und dem Jungen um entfernte Verwandtschaft von ihm aus dem Iran, erklärte er, und sie seien gerade erst in Deutschland angekommen. Da wollte er den Jungen mit einer guten Frisur in sein neues Leben starten lassen. Die Frau sei eine Krankenschwester und es gäbe ein neues Gesetz, nachdem man, wenn man einen bestimmten Beruf hat und deutsch sprechen kann, in Deutschland leben und arbeiten darf, sofern man sich vor der Einreise um eine Beschäftigung bemüht. Das ist ein gutes Gesetz, waren der Barbier und ich uns einig, auch wenn ich noch nichts von so einem Gesetz gehört hatte. Sprache sei wichtig als Voraussetzung. Die entfernte Verwandte muss nun wohl sofort ein Praktikum machen, um nachzuweisen, dass sie das, was sie können muss auch kann. Sie will in der Pflege arbeiten und hat hier in der Stadt einen interessierten Arbeitgeber gefunden.
Der Barbier selbst bedauerte für sich, dass das mit dem Asyl so schwierig ist in Deutschland. Er ist seit 2,5 Jahren in Deutschland, hat sofort Deutsch gelernt und sofort einen Job gefunden. Trotzdem wird man ihn eventuell nicht hier bleiben lassen. Er spricht so gut deutsch, als wäre er schon zehn Jahre hier, denke ich bei mir und lenke das Gespräch auf den Iran. Das es dort schon mal schöner und moderner war, sage ich. Das ich Fotos aus den 70er Jahren kenne, auf denen Frauen in Jeans und mit offenen Haaren durch Teheran laufen. »Man konnte früher mit dem Zug direkt von Berlin nach Teheran fahren. Jetzt kommst du vom Iran aus höchstens noch nach Afghanistan.« antwortet mir mein Barbier darauf. »Iran ist ein wunderschönes Land …doch dann kamen die Mulahs. Kein junger Mensch will mehr im Iran leben.«. Ich wünsche ihm Glück mit seinem Asylantrag. Was will ich auch sonst machen, und gehe mit perfekt frisiertem Bart und Haaren zum Bezahlen. Der Beruf „Barbier“ wird nicht in dem neuen Gesetz stehen, fürchte ich.
Ich habe gestern mein heimisches Ally Pally weiter perfektioniert, indem ich mir die „Dartsmind“-App installierte, für 15,-€ ein Pro-Jahresabo abschloss und dann mein Handy auf einem 1,80m hohen Stativ befestigte. Nun zählt diese App mir mit Hilfe der Kamera meines Handys die Punkte zusammen. Das macht sie sehr sehr gut. Außerdem kann ich in der App sinnvolle Trainingsübungen starten und wenn ich will gegen andere Nutzer der App „Ferndarts“ spielen. Vorher kann man gucken, das man auf demselben Average-Niveau spielt. Das ist mit all den Spielen, Statistiken und Trends sehr trainingsmotivierend und schön.
Die Gesamtlage der Welt wird hier und da in den Blogs wieder mehr thematisiert. Man merkt, es wird Herbst und dann heult auch noch Merz in einer Bauhaus-Synagoge aus allenfalls halbrichtigen Gründen. In den USA wird ein Arschloch erschossen, aber es bleibt dennoch ein politischer Mord. Das wird Wellen schlagen. Währenddessen gibt es auf diesem wunderbaren Planeten weiter zu viel Krieg und zu viele, die sich ein Urteil drüber erlauben, wissen nicht ansatzweise, was das für die Betroffenen bedeutet. Was das mit so etwas einzigartigem, extrem unwahrscheinlichem, wie einem Menschenleben macht. Es zeigt sich immer wieder. Die Menschheit hätte nie sesshaft werden dürfen, aber nun haben wir einmal diese Zeit erwischt und so muss man sich immer wieder sagen: »Es heizt sich zwar gerade zunehmend alles immer gefährlicher auf, aber mir geht es, ganz objektiv betrachtet, gerade sehr sehr gut.«, sonst geht man kaputt. Nur in den Abgrund glotzen ist auf Dauer nicht gut. Wissen wir spätestens seit Nietzsche…
Am Freitag ließ ich das Fahrrad stehen und mich von Maria auf Arbeit fahren. Ich machte eher Feierabend, um Bruno zu Fuß aus seinem Bürohundbüro zu holen und mit ihm zusammen nach Hause zu laufen. Nachdem ich das hektische, leicht mit Reizen zu beeindruckende Tier abgeholt hatte, liefen wir erstmal durch die Innenstadt. Das finde ich interessant, weil man das selbst viel zu selten macht und man beim langsamen Gehen so viel mitkriegt, was einem Rad und Auto vorenthalten. Bruno vom Land gehts aber auch so. Jeder Reiz, jeder Lichtreflex, jeder Mensch und jedes vorbeifahrende Auto waren superinteressant und beschnüffelungswürdig, und es wurde auch viel Revier markiert. Etwas ruhiger wurde er erst wieder, als wir endlich auf dem grünen Weg angekommen waren, der am Bach entlang ins Dorf führt. Als wir zu Hause eintrafen, sackte Bruno noch im Flur mit letzter Kraft in sich zusammen. Knapp sieben Kilometer am Stück scheint er nicht oft zu laufen, dazu die ganzen neuen Gerüche und Eindrücke. Das reichte ihm erstmal. Der nachfolgende Wochenendaufenthalt von Bruno bei uns lässt sich insgesamt wieder einmal so zusammenfassen, das Lisbeth und ich nach wie vor Hundemenschen sind und der Rest der Familie eher nicht so.
Den Samstag bekam ich Maria kaum zu Gesicht, weil sie sich darin verlor, einen Junggesellinnenabschied kulinarisch vorzubereiten. Das macht sie gern mal. Ihr Traum wäre es wirklich, Menschen mit Essen und Gastfreundlichkeit glücklich zu machen. Aber das stellt sie sich wohl auch ein bisschen zu romantisch vor und Geld verdienen muss man damit ja auch.
Währenddessen räumte ich unser familiäres Hobbyzimmer um und auf. Es wartet nämlich ein neues Hobby darauf, zu bleiben oder wie einige andere für immer auf dem Friedhof der Hobbies dahinzugammeln. Unweit unseres Gartens befindet sich eine alte Kegelhalle, die derzeit vom Sportverein zu einer erstklassigen Dartarena umgebaut wird. In der vergangenen Woche war ich dort, habe probetrainiert, mich dabei ganz gut geschlagen und Feuer gefangen. Wie das so ist, wenn ich einmal Feuer fange, bin ich dann sofort im Wurmloch des neuen Themas verschwunden. Beschäftigte mich bis in die Tiefe mit Dartscheiben, Maßen, Material und Grundausstattungen, aber vor allem auch mit der Unterschiedlichkeit von Dartpfeilen. Ich hätte nie vermuten können, wie groß und eigen diese Welt ist. Jeder ist gerne dazu eingeladen, mal darauf zu achten, wie unterschiedlich die Dartpfeile aussehen, die auf Sport 1 auf das WinMau-Dartboard geworfen werden oder bei Youtube nach „wie finde ich den perfekten Dartpfeil“ zu suchen. Jedenfalls bin ich jetzt Dartprofi mit Dartscheibe und zwei Sätzen RedDragon-Pfeilen, von denen ich hoffe, dass sie zu mir passen. Ansonsten wird das wieder ein teures Unterfangen. Vereinsmitglied bin ich inzwischen übrigens auch. Ist ja gut für den Ort, dort Geld zu bezahlen. Die Töchter und ich mögen die Dartscheibe, ganz unabhängig davon, wie das mit dem Hobby weitergeht, welches direkt hinter meinem Garten praktiziert wird. Bier gibt es dort auch.
Am Sonntag war Maria dann den ganzen Tag beim JGA und nach allem, was sie mir davon erzählt hat, war das ein sehr schöner Tag unter Freundinnen ganz ohne Quälerei der zukünftigen Braut. So geht das auch und auch hier haben es Frauen anscheinend besser drauf. Ich übernahm in der Zeit Haushalt, Kinderbetreuung und Nachhilfe vollständig alleine und kochte mittendrin ein sehr passables Mittagessen.